Kunst im öffentlichen Raum / Artă în spațiu public / Art in public space | Aus den geplanten neun Fahnen sind vierzehn Fahnen geworden. Vierzehn Handarbeiten. Elf am Hauptplatz, zwei auf der Pulkauerstraße, eine im Krahuletz Museum. Unser Ziel und Wunsch war, dass diese Kunstwerke die Menschen in Eggenburg erreichen und bewegen. 
Langsam, Doppelfahne / Doubble flag, 338 x 118 cm. Langsam ändern sich die Ortskerne da und dort wieder. Langsam heißt die Fahne von uns, die, von hier aus nicht sichtbar, an der Kreuzung Luegerring / Pulkauerstraße hängt. Zweisprachig. Mongolisch Deutsch. Warum Mongolisch? Nicht nur, weil die Mongolen auch hier waren, sondern auch weil sich mit Mongolen der Begriff der Nomaden verbindet. Und weil ich mehr und mehr den Eindruck habe, dass sich unsere Gedanken und Ideen wie Nomaden verhalten, die regelmäßig wiederkehren. Wie zum Beispiel die Idee des wiederbelebten Ortskerns. Auto, Supermarkt und Einkaufszentrum haben unsere Stadtplätze verändert. Entleert. Langsam setzt ein Umdenken ein, da und dort. Ein Umdenken, dass auch langsam Änderungen bewirkt. Dass das Wort “Langsam” gerade an dieser Kreuzung Luegerring / Pulkauerstraße hängt, weithin sichtbar, ist natürlich zugleich ein Spiel mit der Bedeutung des Wortes „Langsam“ für den Straßenverkehr. Ich hoffe, dass es den Fahrstil vieler Vorbeifahrenden beeinflusst. Zumindest solange sie im Ortsgebiet Eggenburg unterwegs sind. Bruno Pisek

Ortskern, Doppelfahne / Doubble flag,199 x 78 cm. Zurück zum Ortskern, zum Stadtplatz. Diese Idee eines belebten Platzes in der Stadt ist uralt. So alt, dass ich für die Ortskernfahne auf die Keilschrift zurückgreifen kann. Die Stadt Eridu ist eine der ältesten uns bekannten Städte. Die archäologische Forschung führt für die ältesten Teile der Stadt ein Alter von achttausend Jahren an. Eridu ist eine sumerische Stadt und liegt in Mesopotamien, dem heutigen Irak, ungefähr 150 Km von der Hafenstadt Basra entfernt. Die Straßenseite der Fahne zeigt den Namen in Keilschrift. Auf der Platzseite zeigt die Fahne ein Gedicht in dem es um den Verlust und um den Wunsch nach einer belebten Stadtmitte geht. Bruno Pisek

Baumfahne / Tree-flag, 175 x 77 cm Die Baumfahne entstand aus der für mich traurigen Abwesenheit von Bäumen im Eggenburger Zentrum. Sie hängt in der Eingangshalle des Krahuletz Museums und damit als einzige nicht im Freien. Warum? Die Arbeit an dieser Fahne dauerte 5 Wochen. Jeder Strich ist ein Gewebe aus mehreren Fäden und hat sein Gegenstück im Unterfaden auf der Rückseite. Es sind zwei Ansichten eines Baums, einmal im Frühling, einmal im Herbst, genäht als zweiseitige Fahne. Riesige Miniatur. Meine Nähmaschine ging beim Arbeiten kaputt und musste zur Reparatur gebracht werden. Am Ende wusste ich nicht, wer wen fertig gemacht hat: ich die Fahne oder die Fahne mich. Doch für einmal ist das Ergebnis faszinierender als der Prozess: Größe aus unzähligen monotonen Handgriffen. Die Fahne ist zu allen Öffnungszeiten des Krahuletz Museums zugänglich und man musst auch keinen Eintritt bezahlen, um sie zu sehen. Denisa Angheluță 
The tree-flag came out of the for me sad absence of trees in the city center in Eggenburg. It hangs in the enterance hall of the Krahuletz Museum and is the only one not exhibited outside. Why? The constant work on it lasted five weeks. Each stich consists of a double thread and is mirrored on the other side. This technique allowed me to draw with thread two states of the same tree: one in spring and one in autumn. Huge miniature. My sewing machine broke while working on it and had to be brought to repair. At the end I didn't know who finished whom: me the flag or the flag me. But for once, the result is more fascinating than the process: greatness out of countless monotonous moves.
Gehen wir! / Let's go! Vietnamesisch Di thôi!, 265 x 80 cm. Diese Fahne hängt an der Pulkauerstraße unweit der Rettung. Sie verweist in ihrer Mehrsprachigkeit ebenso auf die ausgelagerte Schuhproduktion. Aber auch auf den Aufbruch. Gehen wir! Und das Umdenken. Gehen wir in Richtung wiederbelebte Ortskerne. Gehen wir in diese Richtung. Mit unserem Fahnenprojekt Eggenburg nehmen wir auf diese Ideen Bezug. B. Pisek
Schuhfahne, 202 x 81 cm Von der Stadtmitte aus lässt sich eine Stadt am Besten zu Fuß erkunden. Weil wir beim Gehen direkt an den Dingen sind. Mit gutem Schuhwerk. Die Schuhe, die wir dafür brauchen, wurden früher auch hier hergestellt. Im Lauf der wirtschaftlich profitableren Auslagerung auch dieser Produktionsstandorte verlagerte sich die Herstellung immer weiter weg. Jetzt ist Vietnam der weltweit größte Schuhproduzent. So ist die Fahne, die das Gedicht zur ehemals hier ansässigen Schuhproduktion trägt, auf der Rückseite – sie können es gerne auch als die Sohlenseite der Fahne sehen - mit dem vietnamesischen Wort für Schuh versehen. Bruno Pisek
Fahren wir?, 183 x 75 cm. Dies ist ein Doppelporträt unserer eigenen Fahrräder. Es wurde subversiv für den zentralen Autoparkplatz von Eggenburg geschaffen und dort montiert. Nach eineinhalb Monaten Hängung wurde daraus eine visuelle Ironie: Die Antwort auf die aufgenähte Frage kam in Form von dunklen Rauchflecken, von den Auspuffrohren der Autos. | This is a double portrait of our own bikes. It was subversively created for and mounted inside the central car parking space of Eggenburg. After one and a half month of hanging there, it turned into a visual irony: the answer to the question sewn on the flag came in the form of dark fume stains on the textile, from the exhaustion pipes of the cars. D. Angheluță
Confluier, 174 x 75 cm Die nächste Fahne konzentriert sich auf das Handwerk und auf uns als Künstlerduo. Wir machen Kunst mit unserem Herzen, mit unserem Verstand und mit unseren Händen. Wir haben einen tiefen Respekt vor den natürlichen Materialien, mit denen wir arbeiten, und sind sehr vorsichtig, welche Ideen wir in welcher Form umsetzen. | This flag focuses on handcraft and on us as an artist duo. We make art with our hearts, with our minds and with our hands. We have a deep respect for the natural materials we work with and are very careful about what ideas we choose to put into realization. Denisa Angheluță 
HandArbeit, Doppelfahne / Doubble flag,  192 x 83 cm. Arbeit, mongolisch „ajil“; Hand, mongolisch „γar“. Diese beiden Fahnen hier greifen die Idee der Langsamkeit und der mongolischen Schriftzeichen wieder auf und verbinden sie mit der Idee, dass die Ansiedlung von Handwerksbetrieben eine passende Form für die Wiederbelebung des Ortskerns wären. Und sie erzählen auch von unserer Auffassung, dass industriell erzeugte Produkte allein keine Lösung sind. Diese Handarbeit ist in dieser Doppelfahne textlich aufgearbeitet. In poetischer Form werden hier die Assoziationen und Beobachtungen zu den beiden Begriffen von Hand formen und Arbeit als tätig sein in Worte gefasst, die während der langen Stunden der Arbeit an diesen Fahnen immer wieder durch den Kopf gingen. Wenn sie die Texte ein wenig auf sich wirken lassen, werden sie nach einiger Zeit die konzentrierte Wachsamkeit wiederfinden, die sich ergibt, wenn man lange am Verfertigen eines Werkstücks arbeitet, solange, dass die Umwelt versinkt und die Gedanken sich dahin und dorthin bewegen. Bruno Pisek
Wunschfahne / Wish-flag, 195 x 71 cm Diese Fahnenn sind ziemlich gesprächig. Sie sprechen jeden an, der vorbeikommt, sie initiieren den Dialog und ja, sie hinterfragen einige Aspekte des Status quo. Zur Wunschfahne haben wir Gespräche mit einigen von euch, den Eggenburgerinnen und Eggenburgern, geführt, die wir bei unseren Besuchen hier kennengelernt haben. Diese ähnlichen und widersprüchlichen Ansichten, die wir gesammelt haben, habe ich dann zu einem Dialog zusammengefasst. Natürlich macht es die visuelle Komposition nicht schwer zu erraten, welchen dieser Ansichten ich näher bin. | These flags are pretty talkative. They address anybody who passes by, they initiate dialogue and yes, they question some aspects of the status-quo. For the wish-flag we carried conversations with some of the people we met in our visits Eggenburg. These similar or contradictory views I then combined to form a coherent and inclusive dialogue. Of course, the visual composition makes it not hard to guess which of these views I am close to. Denisa Angheluță